Tag 6: Von Amsterdam nach Lelystad – Ein Tag voller Wind, Regen und Emotionen
- Liam

- 17. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Gestern stand unsere erste richtige Etappe an: Von Amsterdam aus machten wir uns auf den Weg nach Lelystad, etwa 54 Kilometer entfernt - machbar nach den gut 80 km, die wir quasi probeweise am Dienstag nach Amsterdam zurückgelegt hatten. Doch wie so oft beim Reisen mit dem Fahrrad war der Tag voller Überraschungen, kleiner Dramen und unvergesslicher Momente. Doch lasst uns von vorne beginnen und macht es euch mit einer Tasse Tee gemütlich. 🍵
Ein turbulenter Start in den Tag
Der Morgen begann mit einer eher unschönen Nachricht: Im Hostel wurde Jonas Fahrrad gestohlen, für ihn natürlich ein Schock und kein guter Start. Doch das Schicksal meinte es gleichzeitig irgendwie gut mit uns. Eine Person aus unserer Gruppe, musste krankheitsbedingt leider die Reise abbrechen und trat die Heimreise an. Da ihr Fahrrad ohnehin nicht mitkommen konnte, ergab sich eine ziemlich praktische Lösung: Das frei gewordene Rad konnte einfach den Platz des gestohlenen übernehmen. So waren wir am Ende doch wieder vollständig ausgestattet und konnten alle gemeinsam weiterziehen, wären da nicht die Wehwehchen, die uns am Dienstag enstanden waren: Zweimal fehlende Speichen und eine Acht im Hinterrad.
Also stand aber ein weiterer kurzer Zwischenstopp auf dem Plan. Cedric, Herr Bock und ich machten uns auf den Weg zur Werkstatt, wo wir am Vortag einige Räder abgegeben hatten. Mit frisch reparierten und überprüften Bikes kehrten wir zurück – und dann hieß es endlich: Abfahrt!
Regen, Wind und erste Zweifel
Voller Motivation starteten wir, doch schon nach kurzer Zeit wurde klar, dass dieser Tag uns herausfordern würde. Der Himmel war grau, es regnete unaufhörlich und der Wind blies uns hart von vorn entgegen. Kilometer für Kilometer mussten wir uns durchkämpfen, und die Stimmung war entsprechend gedrückt. Gespräche verstummten, jeder fuhr konzentriert vor sich hin, und das monotone Geräusch von Regen auf den Helmen und Kleidung war unser ständiger Begleiter.
Trotzdem hielten wir durch. Die Landschaft war, wenn man sie trotz des Wetters genießen konnte, durchaus reizvoll – weite Felder, Kanäle, kleine Ortschaften, die im Regen fast verschlafen wirkten. Aber wirklich Freude am Fahren wollte erst einmal nicht aufkommen.
Rückenwind wie ein Geschenk
Dann kam im wahrsten Sinne des Wortes der Wendepunkt: Als wir noch etwa 17 Kilometer vor uns hatten, änderte sich alles. Der Regen hörte auf, die Wolken rissen ein wenig auf – und vor allem drehte der Wind bzw. wir unsere Fahrtrichtung. Plötzlich schob er uns von hinten an, als wolle er uns für die Mühen der ersten Hälfte entschädigen.
Das Gefühl war unbeschreiblich. Mit über 30 km/h rauschten wir dahin, als hätten wir Flügel bekommen. Nach den vielen Kilometern im Kampf gegen Wind und Wetter war es, als würde jemand die schwere Last von unseren Schultern nehmen.
Die Ankunft
In Lelystad angekommen, schlugen wir unsere Zelte auf dem Deich auf – mit Blick auf das Wasser und in direkter Nähe zum Hafen. Besonders erfreulich: Wir durften die Sanitäranlagen des Yacht-Hafens nutzen, und die waren wirklich ein Highlight. Nach einem Tag im Regen und Wind fühlte sich eine warme Dusche dort an wie purer Luxus - wir fühlten uns fast wie zuhause.
Der Abend verlief dann deutlich entspannter. Statt müde in den Schlafsack zu fallen, machten wir uns auf die Suche nach etwas zu essen. In Lelystad gibt es direkt am Hafen mehrere Restaurants, und wir testeten uns ein wenig durch. Die meisten Gerichte waren wirklich lecker, und die warme Mahlzeit war genau das, was wir nach diesem Tag gebraucht hatten. Später trafen wir uns noch im Hafenrestaurant, wo wir bei Kartenspielen und Gesprächen den Abend gemütlich ausklingen ließen.
Wenn ich auf diesen Tag zurückblicke, war er ein perfektes Beispiel für das Auf und Ab, das Radreisen so besonders macht. Vom Schock am Morgen über den Kampf gegen Regen und Gegenwind bis hin zum Hochgefühl mit Rückenwind und einem entspannten Abend – es war alles dabei.
Am Ende überwogen ganz klar die schönen Momente. Und auch wenn wir anfangs geflucht haben, wird uns dieser Tag sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben – nicht trotz, sondern gerade wegen seiner Höhen und Tiefen.

















Ihr seid schon Klasse! Richtige "Raideurs fous"!!! Ob Regen oder Sonnenschein ihr radelt immer bis zum Ziel! Grand BRAVO aus Frankreich!!!
Jean-Michel
Super 👍